Page 28 - Festschrift 100 Jahre Waidäcker
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100 Jahre Kleingartenverein „Waidäcker“

          Die historisch gewachsenen Kleingartenanlagen, mit ihren zu-
          meist nur 1,2 Meter breiten Seitenwegen, passten in keine Bau-
          ordnung hinein. So mussten für Kleingärten eigene Vorgaben
          bezüglich Fläche, Bauhöhe und Mindeststandards (z.B. ganz-
          jährige städtische Wasserversorgung, Anschluss an die Kana-
          lisation etc.) Heizverbote mit festen Brennstoffen, aber auch
          Heizöl, im Wr. Landesgesetz verankert werden. Ein Hinterge-
          danke war dabei auch die Abwanderung von Jungfamilien ins
          grüne Umland von Wien etwas einzuschränken. Aber es gab
          keine Hilfen für die Kleingartenvereine. Diese mussten die er-
          forderlichen Auflagen,  als  Privatleistung  selbst  schaffen!  So

          kam es im Herbst 1989 zu gemeinsamen Überlegungen der drei
          Vereine Ottakringer Gartenfreunde, Liebhartstal und Waidäcker
          die Auflagen für die Winterwasserleitung (Bei den Waidäckern
          gab eine solche nur für das Schutzhaus, von der Steinlegasse
          her) aber vor allem über dem Anschluß über  das
          Wr. Kanalnetz. Hier traten Probleme bei der Um-
          setzung auf. Um die Kosten halbwegs vertretbar
          zu gestalten bedurfte es eines Anschlußes über
          das Wilhelminenspital.. Von dieser Seite gab es,
          korrekt betrachtet gerechtfertigt, im Hinblick auf

          etwaige  spätere  Streitfolgen,  Widerstand..  Die
          Lösung konnte nur über politische Weisung ge-
          funden werden. Auf den amtierenden Obmann

          Otto Cerny kam einiges zu. Als Folge der Ausschreibung der erforderlichen Anbote erwies
          sich die Fa. Frühwirth am günstigsten. Als Bauherr und Auftraggeber fungierte der Zen-
          tralverband, welcher auch gemeinsam mit den Vereinen die folgende Bauaufsicht leitete. Den
          Mitgliedern wurde eine Zahlung von drei Teilbeträgen, 1989, 1990 und Endabrechnung 1991
          ermöglicht. Die Kosten betrugen die damals nicht unbeträchtliche Summe von rund 47.000
          Schilling für jede Parzelle! Als Gesamtsumme waren für das Bauprojekt der drei vorhin an-
          geführten Vereine 28.700.000 Schilling veranschlagt! Für Sozialfälle war ein Sozialplan mit

          dem Zentralverband und den drei Vereinen errichtet worden. Die Oberflächenherstellung
          der bisher nur mit Kiesel befestigten Seitenwege blieb den Vereinen überlassen. Die von
          den Waidäckern gewählte Form mittels Formsteinen und somit wasserdurchlässig hat sich
          bis zum heutigen Tag bestens  bewährt! Bei den sintflutartigen Regengüssen vom 12. + 13.
          Juni 1992 blieb kein Tröpfchen Wasser stehen! Für die Wegsanierung wurden die Mitglieder
          nochmals, damals 5.000 Schilling je Parzelle, zur Kassa gebeten.. Durch die Erfüllung der
          Vorgaben Kanalanschluß, Winterwasserleitung unter der Obmannschaft von Ing. Otto Cerny
          wurde das bisherige Kleingartenwesen völlig verändert. Die, vom Wr. Landtag geschaffene
          ganzjährige Wohnmöglichkeit „Ganzjährigwohnen“ (Gesetz vom 16.07.1992 EKLW mit 50
          m² Verbauung, bereits mehrfach novelliert) wurde für den KGV Waidäcker wirksam. Und so
          scheint die Entwicklung vom „Grabelande“ zur Einfamilienhaussiedlung vorgegeben zu sein.


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