Page 30 - Festschrift 100 Jahre Waidäcker
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100 Jahre Kleingartenverein „Waidäcker“
Dem säumigen Magistrat musste ich, sowohl helfend wie auch druckausübend, auf die
Pflichterfüllung einer durchgehenden Nummerierung der Steinlegasse, Waidäckergasse und
Teile der Johann-Staud-Straße, einwirken. Auslösend waren öftere Probleme mit Post und
Lieferanten aber auch Taxi und Rettungsanfahrten. Weichensteller war ich auch bezüglich
der Vermessung unserer Anlage durch einen Ziviltechniker. Durch die Vermittlung von Dr.
Friedl konnte ich einen Ziviltechniker dafür beauftragen, welcher nur jene Mitglieder bela-
stete, die auch tatsächlich von der neuen Kaufmöglichkeit ihrer Parzelle Gebrauch machten.
Über diese Kaufmöglichkeit, gegen meine Überzeugung und heute noch mehr als je zuvor,
möchte ich ausführlich eingehen. Die Vermessung selbst hatte ihr Gutes.
Flächendifferenzen von mehreren m², in
einem Fall sogar 100! begünstigten bzw.
belasteten manche Parzellenpächter seit
Generationen. Nun herrscht Rechtssicher-
heit. Gegen den Verkauf von Stadteigentum
war ich persönlich aufgrund meiner sozi-
alen Einstellung und Gesinnung. Und ich
habe leider in allen Punkten recht behal-
ten! Als echter Sozialdemokrat der Kreis-
ky Ära kann ich die damit verbundene Be-
günstigung nicht gutheißen. Ein begrenzter
Personenkreis (man muss zuvor Pächter,
richtig Unterpächter!, sein) kann Stadt-
besitz zum halben Wert erwerben. So er
über die erforderlichen Mittel verfügt. Im
Stadtbudget ist der Erlös geringer als z.B.
Ausgaben für „Selbstdarstellung“ diverser
Einrichtungen, wie besonders „Wr. Woh-
nen“, gleichzeitig geht jährlicher Pachtzins
für die Stadt verloren. Den Vereinen wird
die soziale Berücksichtigung bei der Verga-
be genommen, eine Vereinsmitgliedschaft
der neuen Eigentümer ist nicht mehr zwin-
gend erforderlich. Gärten stehen leer, die-
nen als „Kapitalanlage“. Andere wiederum
wurden mit Höchstgewinn (über 100% sind
normal!) verscherbelt, und wieder andere
verpachtet, bzw. vermietet. Bei uns wurde
schon einmal die Nutzung für „besondere
Zwecke“ (Rotlichtbereich) angedacht! Hier
liegt meiner Ansicht nach, eine unverständ-
liche Handlung des Zentralverbandes vor.
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